Die "Behandlung oder Wartung der Seele" wäre eine wörtliche Übersetzung des Wortes Psychotherapie. Wie sieht die Behandlung oder Wartung der Seele aber in praktischer Form aus? In der Regel bedeutet Psychotherapie eine ca. einmal pro Woche stattfindende Sitzung mit einem/einer PsychotherapeutIn. Die Dauer einer Behandlungseinheit (Sitzung) beträgt 50 Minuten. In dieser Zeit erfolgen meist Gespräche, Übungen oder Trainings z.B. in Form von Rollenspielen. Psychotherapie selbst findet aber eigentlich vor allem zwischen den Sitzungen statt, in denen das Besprochene umgesetzt wird und die Veränderungen erlebt werden.
Vor Beginn einer Psychotherapie steht die sogenannte probatorische Phase, die in der praktischen Umsetzung aus mehreren (ca. 2-4) Einzelsitzungen besteht. Hier wird anhand der beschriebenen und zu beobachtenden Symptome gemeinsam untersucht, ob eine psychische "Störung" (für mehr Informationen zum Begriff der Psychischen Störung bitte nach unten scrollen) vorliegt und ob eine Psychotherapie sinnvoll ist. In dieser Phase muss nach dem Psychotherapeutengesetz auch ärztlicher Rat in Form eines Konsils eingeholt werden, um zu überprüfen, ob eine körperliche Krankheit Auslöser der Symptome sein kann und/oder eine ärztliche Mitbehandlung sinnvoll ist.
Abschließend wird auf Basis der Veränderungsziele der Klienten eine gemeinsame Behandlungsplanung besprochen und eine Entscheidung für oder wider eine Therapie getroffen.
Als Psychologischer Psychotherapeut bin ich einerseits Diplompsychologe. Dieses Diplom habe ich mittels eines Studiums an der Universität erhalten. Andererseits habe ich durch den Abschluss einer mehrjährigen Ausbildung eine Approbation als Psychologischer Psychotherapeut vom Landesamt für Gesundheit und Soziales des Landes Berlin erhalten, die mich gemäß des seit dem 1. Januar 1999 geltenden Psychotherapeutengesetzes ermächtigt, in eigener Praxis zu arbeiten.
Der Begriff der "psychischen Störung" wird im Kontext der Psychotherapie häufig missverstanden, da er im allgemeinen Sprachgebrauch häufig sehr entwertend verwendet wird. Folgendes Beispiel stellt einen Versuch dar, Ihnen die psychotherapeutische Sichtweise dieses Begriffs etwas näher zu bringen:
Nehmen wir an, ich habe Höhenangst. Da ich mich praktisch jedoch nie in hohen Lagen befinde, beeinträchtigt diese Angst mein Leben kaum. Im Gegenteil, da ich als Mensch nun mal nicht einfach fliegen kann, ist es eine sogar eine recht sinnvolle Reaktion meines Körpers. Meine Angst versucht, mich vor Gefahren eines Absturzes aus hoher Höhe zu warnen und mich davon abzuhalten, zu nah an den Rand zu gehen. Meine Höhenangst wäre aus psychotherapeutischer Sicht damit hier keine Störung und schon gar keine Störung mit "Krankheitswert".
Was aber, wenn ich immer wieder mit Höhe konfrontiert werde. Zum Beispiel, weil ich Zimmermann/frau bin und jeden einzelnen Tag nur unter großer Angst auf den Dachstühlen meine Arbeit ausführen kann. Und obwohl der Beruf immer mein Wunsch war, denke ich nun darüber nach, ihn aufzugeben und mein Leben an meine Angst anzupassen. Ich leide unter der Angst, fühle mich ihr gar hilflos ausgeliefert. Mein Leidensdruck und meine Angst beginnt, mein Leben zu stören...Aus psychotherapeutischer Sicht liegt nun eine "Störung" vor.
Mit anderen Worten: Symptome alleine machen noch keine Diagnose aus. Leidensdruck und die mit den Symptomen verbundenen Auswirkungen auf den Alltag sollten immer mit in Betracht gezogen werden.